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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.10.2004 06:00

Geologische Expedition in den Nordatlantik
Dem Klimawechsel auf der Spur

Letzte Woche ist eine internationale Gruppe von Meeresgeologen im Rahmen des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) von Neufundland aus Richtung Nordatlantik aufgebrochen. Während zwei Monaten wollen sie den Meeresgrund erforschen. ETH Life sprach mit dem ETH-Geologen Ralf Schiebel über die Klimaveränderungen in den letzten fünf Millionen Jahren und den Lagerkoller nach drei Wochen auf hoher See.

Von Claudia Naegeli

Herr Schiebel, können Sie kurz erklären, worum es bei Ihrer Expedition geht?

Ziel dieser Reise ist es, die Veränderungen des Klimas während der letzten fünf Millionen Jahre so detailliert wie möglich zu erfassen. Während dieser Zeit vereisten weite Bereiche der Nordhemisphäre. Was folgte waren extreme globale Klimaveränderungen. Um die Ursachen der Klimawechsel zu verstehen, untersuchen wir verschiedene Schlüsselpositionen des Nordatlantiks in hoher zeitlicher Auflösung. Die Expedition findet mit dem berühmten amerikanischen Bohrschiff „JOIDES Resolution“ statt.

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich von den Bohrungen?

Auch fast 200 Jahre nachdem der englische Geologe William Smith das Prinzip der Schichtenlagerung (Stratigraphie) erkannt hat, ist dies nach wie vor die Grundlage aller Systemzusammenhänge in der Geologie. Wir werden mit einem internationalen Team aus Amerikanern, Japanern und Europäern versuchen, die stratigraphischen und klimatischen Anzeiger auszuwerten, wie etwa der Mikrofossilien in den marinen Sedimenten. Dazu gehört auch eine genaue Analyse des Erdmagnetfeldes.

Welche klimatischen Bedingungen herrschen zurzeit am Ziel der Expedition vor Neufundland und was erwarten Sie diesbezüglich für die Bohrungen?

Momentan ziehen die karibischen Wirbelstürme über den Nordatlantik und sorgen auch dort für Sturm, bevor sie als Regenfront bei uns in der Schweiz ankommen. Wir können auf der JOIDES bis Windstärke 8 noch Sedimente erbohren und hoffen, dass es uns nicht allzu schlimm erwischt.


"JOIDES Resolution" wird für die Fahrt beladen. Ralf Schiebel meldet besseres Wetter als erwartet. gross

Sie sind zwei Monate unterwegs und arbeiten und leben auf engstem Raum. Was machen Sie, um Konflikten und dem Lagerkoller vorzubeugen?

Vor Fahrtantritt muss sich jeder Teilnehmende medizinischen Tests unterziehen. Dabei wird auch nach der psychischen Belastbarkeit gefragt. Nach drei Wochen setzt dann meist doch ein gewisser Lagerkoller ein. Man muss dann einfach ruhig bleiben. Abreagieren kann man sich im Fitnessraum.

Was machen Sie bei allfälligen Notfällen – wenn sich jemand ein Bein bricht oder krank wird?

Die medizinische Grundversorgung ist durch einen Arzt und eine kleine Notfallpraxis gewährleistet. Bei schweren medizinischen Problemen, wie etwa einem Herzinfarkt, muss ein Helikopter angefordert werden. Falls wir zu weit weg von Land sind, müssen wir das Schiff beidrehen und den nächsten Hafen ansteuern. Ich selbst war vor der Abreise noch zum Check beim Zahnarzt. Zwei Monate Zahnschmerzen wären nicht lustig.




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